Ein jedes Lebewesen hat seinen Charme und Zweck, sicher.
Aber als Kleintierärztin sei mir heute ein ganz schwarzer und einseitiger Blick auf ein sechsbeiniges Tier gestattet:
Die ZECKE sehe ich inzwischen überall am Wegesrand lauern.
Vorkommen der Zecke
An langen Grashalmen, gerne in Wassernähe, an Sträuchern und in Laub- und Mischwäldern macht sie sich auf die Jagd nach vorbeistreifenden Warmblütern, auch meinen Patienten: Hund und Katze. Dass sie auch vor den dazugehörigen Menschen nicht halt machen, ist besonders perfide!
Zeckenarten
In Deutschland und Österreich sind zwei Zeckenarten besonders häufig:
Der gemeine Holzbock, Ixodes ricinus, und die Auwaldzecke, Dermacentor reticulatus.
Den gemeinen Holzbock habe ich mit seinem braun-roten Hinterteil auch schon häufiger auf Zweibeinern gesehen. Die Auwaldzecke mit braun-weißlich marmorierten Hinterteil habe ich bis jetzt nur auf Hunden unschädlich gemacht.
Folgen eines Zeckenbisses
Jeder Zeckenbiss ist unangenehm, sorgt für Rötung, Schwellung, Juckreiz und manchmal für Knoten- und Narbenbildung.
Dass bei unsachgemäß entfernten Zecken das vordere Ende in der Wunde verbleibt und weitere Komplikationen verursachen kann, ist großteils bekannt.
Aber bei jedem Zeckenbiss- egal ob Zeckenlarve, -nymphe oder erwachsendes Tier- besteht die Gefahr der Übertragung von Krankheiten, die z.T. erst deutlich später als der Zeckenbiss stattgefunden hat, ausbrechen.
durch Zecken übertragbare Krankheiten
Wir kennen die Borrelioseerkrankung des Menschen, die durch Zeckenbisse übertragen wird. Auch Hunde sind empfänglich für die Erreger- allerdings werden sie eher selten mit Krankheitsanzeichen durch Borreliose beim Tierarzt vorgestellt. Ein weiterer Erreger, den die Zecke sowohl Mensch als auch Tier übertragen kann, ist die Anaplasmose, die auch in Deutschland und Österreich heimisch ist.
Beide Krankheiten können sich mit hohem Fieber, Mattigkeit, Appetitverlust und Lahmheit zeigen.
Das macht weder Herr noch Hund Spaß!
Aber zurück zu meinem Patient Hund:
er kann nicht nur das gleiche bekommen wie der dazu gehörige Zweibeiner, er ist auch empfänglich für drei weitere durch Zecken übertragene Krankheiten:
Die Babesiose hat in den letzten Jahren immer wieder für Aufruhr (auch in Deutschland und Österreich) gesorgt: werden die roten Blutkörperchen befallen, reagiert unser Hund neben Fieber, Mattigkeit und Appetitverlust mit Blutarmut, Gelbsucht und von außen erkennbar: dunkel gefärbten Urin.
Die Ehrlichien befallen wie Hepatozoon die weißen Blutkörperchen, was zu Lymphknotenschwellung führen kann. Beide Erreger sind weltweit in warmen Klimazonen wie z.B. dem Mittelmeerraum verbreitet.
Hunde, die durch Zeckenbiss von Ehrlichen befallen werden, haben Fieber und eine erhöhte Blutungsneigung (bspw. Nasenbluten).
Hunde, die durch Zeckenbiss von Hepatozoon befallen werden, haben sehr variable Symptome. Fieber, Blutarmut und Appetitverlust sind wahrscheinlich. Auch mit Abmagerung, Muskelschwäche, Nasen- und Augenausfluss können sich diese Patienten präsentieren.
Gerade Anaplasmose und Babesiose werden nicht nur eingeschleppt, sondern sind leider schon in der Zeckenpopulation in Deutschland nachgewiesen worden.
Schutz vor Zecken
Das sind ziemlich viele, schwerwiegende und gute Gründe, Zecken nicht nur nach dem Biss sofort zu entfernen (ob mit Zeckenzange oder Zeckenhaken, bleibt jedem selbst überlassen), sondern uns und unsere Haustiere vor dem Zeckenbefall zu schützen, oder?
Ob nun Sprays, Tabletten, Halsbänder oder Spot-on Präparate das richtige sind – meine individuelle Empfehlung richtet sich immer noch der Lebenssituation.
Ich bin ganz sicher: Es gibt die richtige Vorbeugemaßnahme für jeden Haushalt.
Aktivität von Zecken
Was trägt noch dazu bei, dass mir die ZECKE ein besonderer Dorn im Auge ist?
Die Plagegeister sind zunehmend lange, in weiten Teilen Deutschlands ganzjährig unterwegs!
Braucht der gemeine Holzbock im Freiland Lufttemperaturen von 7-10 °C um aktiv zu werden, ist die Auwaldzecke gewiefter: Sie überwintert gern in Gehegen, Ställen und Häusern mit Garten, die ihr im geschützten Radius ganzjährige Aktivität erlauben. Schon Lufttemperaturen von 4°C reichen aus, damit sie aktiv wird! Ab 18°C vermehrt sie sich und verbreitet sich in der warmen Jahreszeit unter günstigen Bedingungen natürlich weiter.
So wird von Expertengremien (z.B. ESCCAP, European Scientific Counsel Companion Animal Parasites) in Deutschland ein lückenloser und ganzjähriger Schutz vor Zecken empfohlen.