Ein Tourist kommt mit seinem Hund in die Kleintierpraxis am Hopfensee.
Sichtlich entspannt und braungebrannt erzählt er mir von seiner gelungenen Reise durch Italien.
Innerlich halte ich die Luft an und kreuze die Finger: „Welche Reiseprophylaxe hat Ihnen denn Ihr Haustierarzt mitgegeben?“ „Hmm, weiß ich nicht so genau.“
„War denn was gegen Sandmücken dabei?“
„Ach Frau Dr. Bennert, das ist kein Problem, wir waren gar nicht im Sand!“
Ja, wenn es doch nur immer so einfach wäre… Der Name Sandmücke kam durch die gelb-braune Färbung der 2-4mm kleinen Mücken zustande und leider NICHT, weil sich die Insekten im Sand aufhalten…
Von Mücken übertragene Erkrankungen
Mücken können fliegen und orientieren sich nicht am Sandstrand sondern an der Temperatur. Diese steigt allerorts an.
Gebirge verlangsamen die Verbreitung von bestimmten Mückenarten- aber ob sie sie letztendlich aufhalten werden?
Sehr gute, aktuell gehaltene Auskunft über die Verbreitung von Reisekrankheiten in Ihrem Urlaubsland finden Sie über das Expertengremium ESCCAP, European Scientific Counsel Companion Animal Parasites,
Ihr Urlaubsziel hier auf der Karte anklicken:
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.esccap.de zu laden.
In mediterranen Klimazonen können STECHMÜCKEN Larven von Herz- und Hautwürmern übertragen. Im Körper von Hund oder Katze entwickeln sich die Larven dann über Monate zu ausgewachsenen Würmern, die sich je nach Art in den herznahen Gefäßen und im Vorhof des Hunde- oder Katzenherzens (Herzwurm) oder im Unterhautgewebe (Hautwurm) festsetzen. Ins Blut geben die adulten weiblichen Würmer dann wiederum Larven ab, die in der nächsten stechenden Mücke zu infektiösen Larven für Nachbarshund und Katze werden.
Reisen Sie also mit Ihrem Vierbein ins südliche Europa (Verbreitungsgebiet Haut- und Herzwürmer) oder östliche Europa (Verbreitungsgebiet Herzwürmer) oder stammt Ihr neues Haustier von dort, sollten Sie diese Parasiten kennen.
Eine entsprechende Reiseprophylaxe für Urlauber bietet eine spezielle Wurmkur, die vor und nach Abreise in 30-tägigen Abständen erfolgt. So hat der Urlaub dann für niemanden ein böses Nachspiel:
kardiovaskuläre Dirofilariose
Verursacht durch die Herzwurminfektion, kann die Dirofilariose die Funktion von Herz- und Lunge beeinträchtigen. Auch Immunreaktionen sind möglich. Die Erkrankung kann je nach Schwere des Befalls potientiell lebensbedrohlich sein und erfordert zur erfolgreichen Therapie u.U. Einen Tierklinikaufenthalt.
Kutane Dirofilariose
Verursacht durch die Hautwurminfektion, bilden sich Knoten im Unterhautgewebe, die chirurgisch entfernt werden. Auch Juckreiz, Schwellungen, Abszesse und Haarausfall sind möglich.
Aber zurück zu der braun gefärbten, wärmeliebenden SANDMÜCKE:
Die sog. Phlebotomus kommt generell in Südeuropa vor und sind dämmerungs- bzw. nachtaktiv. Deshalb gelten beliebte Reiseländer wie Griechenland, Italien, Frankreich, Portugal und Spanien als Risikogebiete- ganz unabhängig vom Aufenthalt am Sandstrand.
Sie können mit nur einem Stich die Erreger der Leishmaniose übertragen.
Leishmaniose
Katzen erkranken i.d.R. Nicht an der Leishmaniose, bei Hunden sieht es ganz anders aus.
Der Mückenschutz ist beim Kampf gegen die Leishmaniose entscheidend:
Einerseits kann man das Risiko der Infektion mit Leishmania infantum durch geeignete Schutzhalsbänder oder Spot-on Präparate vom Tierarzt mind. 48 Stunden vor Aufbruch in den Urlaub deutlich reduzieren (etwa um 75%). Andererseits liegt der Rat, Hunde nachts und in der Dämmerung drinnen zu halten in der bevorzugten Aktivitätszeit der Sandmücke begründet. Fenster und Türen des Innenbereichs sollten Mückenschutznetze haben.
Kombiniert man einen guten Mückschutz mit der auch bei mir verfügbaren Impfung, ist Ihr Hund optimal vor dem Ausbrechen der Leishmaniose geschützt (etwa 97%).
Ein ungeimpfter, mit Leishmanien infizierter Hund zeigt zunächst keine Symptome, dann Appetitverlust und Abgeschlagenheit gefolgt von Lymphknotenschwellung. Bei Befall der inneren Organe kommen Hautveränderungen wie Haarausfall und Schuppenbildung und Nierenprobleme dazu. Bestimmte Medikamente können das Fortschreiten der Leishmaniose verlangsamen und Symptome lindern, den Erreger aber nicht vollständig eliminieren. Die Leishmaniose kann zum Tod führen.
Das sind ziemlich viele, schwerwiegende und gute Gründe, nicht nur den Zecken- und Floh, sondern auch den Mückenschutz ernst zu nehmen, oder?
Ob nun Sprays, Tabletten, Halsbänder oder Spot-on Präparate das richtige sind – meine individuelle Empfehlung richtet sich immer nach der Urlaubsplanung meines Klienten.
Ich bin ganz sicher: Es gibt die richtige Vorbeugemaßnahme für jede Reise.
Übrigens: Es gibt gute Laboruntersuchungen, die zeigen, ob Ihr Liebling mit Migrationshintergrund Erreger im Körper trägt. Mehr als eine Blutentnahme ist selten nötig und Sie können beruhigt sein.